Deutsche Blauhelme
Deutsche Blauhelme
- Datum:
- Ort:
- Somalia
- Lesedauer:
- 3 MIN
Deutsche Blauhelme auf dem afrikanischen Kontinent – von Namibia über Somalia bis Ruanda
Ein Dissertationsprojekt von Torsten Konopka M.A.Master of Arts
Das Ende des Ost-West-Konflikts brachte vielfältige Veränderungen mit sich – nicht nur in Deutschland. Während deutsche Politiker auf eine Ära des friedlichen Miteinanders in Europa hofften, gingen woanders, etwa im südlichen Afrika, seit Jahrzehnten bestehende Konflikte zu Ende. An anderen Orten der Welt, beispielsweise auf dem Balkan, in Westafrika oder im Gebiet der afrikanischen Großen Seen, brachen dagegen neue, innerstaatliche Konflikte aus.
Die Rolle der Vereinten Nationen
Vor diesem Hintergrund entwickelte sich eine Organisation zu jenem global agierenden Sicherheitsakteur, der sie seit ihrer Gründung im Jahr 1945 schon längst hätte sein sollen: die Vereinten Nationen (VN). Sichtbarstes Zeichen ihres weltweiten Engagements war eine rapide Zunahme ihrer als „Peacekeeping“ bekanntgewordenen Einsätze. Hatten die Vereinten Nationen zwischen 1945 und 1987 „nur“ 13 solcher Missionen auf den Weg gebracht, waren es alleine im Zeitraum 1988 bis 1993 weitere 20. Mit insgesamt zehn Missionen lag der Schwerpunkt der Vereinten Nationen in dieser Zeitspanne unübersehbar auf dem afrikanischen Kontinent.
Die Bundesrepublik Deutschland hatte diese multinationalen Maßnahmen bis Ende der 1980er Jahre kaum unterstützt. Mit der deutschen Einigung sollte sich dies jedoch ändern, wie Bundeskanzler Helmut Kohl anlässlich des 3. Oktober 1990 in seiner Botschaft an alle Regierungen der Welt verkündete.
„Salamitaktik“ in der Sicherheitspolitik
Erste, wenn auch noch eher zögernde Versuche in diese Richtung, hatte es wenige Monate zuvor bereits gegeben: 1989 entsandte die Bundesregierung bis zu 50 Beamte des Bundesgrenzschutzes zur „United Nations Transition Assistance Group“ (UNTAG) in Namibia und beteiligte sich erstmals mit im Einsatzland stationiertem, uniformiertem Personal an einer VN-Mission. Ihr folgte 1993 erstmals auch eine größere Entsendung bewaffneter deutscher Soldaten in die VN-Mission nach Somalia (United Nations Operation in Somalia II, UNOSOMUnited Nations Operation in Somalia II).
Warum aber beteiligte sich die Bundesrepublik in Afrika nur noch an zwei der acht anderen VN-Missionen in diesem Zeitraum mit Soldaten oder Polizisten? Selbst die noch immer beachtlich erscheinende Zahl von vier Beteiligungen insgesamt vermittelt ein trügerisches Bild. In den anderen beiden Fällen handelte es sich jeweils nur um die Entsendung von wenigen Polizisten.
Deutschlands Suche nach der außenpolitischen Rolle
Im Mittelpunkt dieser Dissertation steht daher die Frage, warum die Bundesregierung Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre als weltweit agierender sicherheitspolitischer Akteur in Erscheinung trat und sich mit Soldaten oder Polizisten an den multinationalen Missionen der Vereinten Nationen in Afrika beteiligte – und warum an einigen anderen eben nicht.
Zu fragen ist, wie der Paradigmenwechsel hin zu einer stärkeren Beteiligung im Rahmen der Vereinten Nationen zu erklären ist. Und umgekehrt: Wie wurde eine Beteiligung bzw. eine Nicht-Beteiligung an diesen Missionen jeweils politisch und militärisch begründet?
Deutschland und UNUnited Nations-Missionen in Afrika
Der Fokus der Arbeit liegt dabei auf den VN-Missionen in Afrika. Hier kam es zwischen 1989 und 1993 nicht nur zu den meisten VN-Einsätzen. Hier beteiligte sich die Bundesrepublik auch erstmals mit im Einsatzland stationiertem, uniformiertem Personal. Hier leitete ein deutscher Polizist auch erstmals einen Teilbereich mit internationalem uniformiertem Personal und auch die Bundeswehr absolvierte hier ihren ersten großen Kontingenteinsatz. Konkret werden in der Arbeit daher zehn zwischen 1988 und 1993 auf dem afrikanischen Kontinent begonnene Missionen und die politischen und militärischen Begründungen und Ziele untersucht, mit denen eine bundesdeutsche (Nicht-)Beteiligung erklärt werden kann.
Diese Dissertation wird betreut von apl. Prof. Dr. Dieter Krüger, ehm. ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, und Prof. Dr. Sönke Neitzel, Inhaber des Lehrstuhls für Militärgeschichte - Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam.