Historische Bildung in der Bundeswehr

Historische Bildung in der Bundeswehr

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Entwicklung und Gestaltung der historischen Bildung in der Bundeswehr im Spannungsfeld von Kontinuität und Wandel, 1955-1994

Ein Dissertationsprojekt von Cornelia Grosse M.A.Master of Arts

Der Topos, man könne aus der Geschichte lernen, oder müsse dies sogar, ist alt. Aber kann man das wirklich so unumstritten feststellen? Und wer kann denn was genau aus der Geschichte lernen?
Das Dissertationsprojekt soll sich in diesem Kontext einer der wichtigsten aber auch umstrittensten westdeutschen Organisationen und ihrem Umgang mit Vergangenheit widmen: den westdeutschen Streitkräften. Wie wurde historische Bildung in der Bundeswehr konzeptionell angelegt, wie wurde sie praktisch umgesetzt, und inwiefern veränderte sich diese militärische „Geschichtsarbeit“ durch die Zeit?

Dozentenkolloquium 1983

Oberst i.G.im Generalstabsdienst Dr. Othmar Hackl begrüßt Bundesverteidigungsminister Dr. Manfred Wörner zum 25. Kolloquium der Dozenten Militärgeschichte in Münster/Westfalen

Militärgeschichtliches Forschungsamt 1983

Bereits in den Gründungsdokumenten der Bundeswehr wurde die Schaffung eines „europäischen Geschichtsbildes“ für die Soldaten gefordert. Über diesen Grundkonsens hinaus herrschte jedoch wenig Einigkeit darüber, wie historische Bildung in der Bundeswehr gestaltet werden, und welchem Zweck sie dienen sollte. Stand eher eine reflektierende Förderung des Geschichtsbewusstseins, oder eine handlungsorientierte Befassung mit der militärischen Vergangenheit im Vordergrund? Richtungsstreitigkeiten spiegelten dabei nicht zwangsläufig die tatsächliche praktische Bildungsarbeit innerhalb der Teilstreitkräfte wider, wo häufig Probleme viel konkreterer Natur auftraten – beispielsweise die Zwänge eng gestrickter Dienstpläne oder fehlendes Unterrichtsmaterial.

Welche Debatten auf einer oberen, eher theoretisch-konzeptionellen Ebene stattfanden, und was in welcher Form dann tatsächlich an der „Basis“, also auf praktischer Ebene umgesetzt wurde, bildet folglich einen Fokus der Analyse, die das Offizierkorps der Bundeswehr in den Blick nimmt. Neben diese vertikale Untersuchungsachse wird eine horizontale gestellt. Sie erweitert den Untersuchungsgegenstand über die rein militärische Sphäre hinaus. Geschichtswissenschaftliche, -didaktische und geschichtspolitische Debatten bieten Anknüpfungspunkte, den Umgang mit Vergangenheit in der Bundeswehr zu diesen gesellschaftlichen Feldern in Bezug zu setzen und in die Geschichte der Bundesrepublik einzubetten.

Der Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus aus diesen unterschiedlichen Perspektiven erwies sich von Beginn an als eine der entscheidenden Bezugsgrößen: Während die zivile Seite die jüngste Vergangenheit zunächst vornehmlich als „heißes Eisen“ betrachtete, fanden der Nationalsozialismus und der Zweiten Weltkrieg von Beginn an ihren festen Platz in den Lehrplänen der westdeutschen Streitkräfte.

In einer multiperspektivischen Herangehensweise werden in der Studie organisations- und strukturgeschichtliche Ansätze mit solchen der Diskursanalyse und Kulturgeschichte verknüpft, um ein facettenreiches und zu gesellschaftlichen Entwicklungen in Bezug gesetztes Gesamtbild der historischen Bildung in der Bundeswehr zu entwerfen.

Die für die Analyse wichtigen Quellen liegen in erster Linie im Bundesarchiv Militärarchiv in Freiburg. Hier sind neben den zentralen Beständen des Bundesministeriums der Verteidigung und der Ausbildungseinrichtungen der Bundeswehr insbesondere Nachlassbestände von hoher Relevanz. Darüber hinaus erweitern einschlägige Zeitschriftenbestände, Zeitzeugen und kleinere Einzelarchivbestände die Quellenbasis der Untersuchung.

Die Dissertation wird von Prof. Dr. Michael Epkenhans an der Universität Hamburg betreut. Sie wurde im Mai 2022 abgeschlossen.

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