Museums- und Sammlungswesen

Blicke über den Tellerrand

Blicke über den Tellerrand

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Lesedauer:
3 MIN

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Für Außenstehende mag es zunächst befremdlich sein, dass die Bundeswehr Museen und museale Sammlungen unterhält. Tatsächlich aber ist es im internationalen Vergleich gang und gäbe, dass das Militär „alte Dinge“ sammelt und in Ausstellungen zeigt – sowohl der eigenen Truppe wie auch der Öffentlichkeit. Grund genug, hin und wieder mal über die Grenzen zu schauen und den Austausch zu suchen.

Blick in eine Vitrine des Armeemuseums in Bangkok mit Exponaten zu UNO-Einsätzen

Das thailändische UNOUnited Nations Organization-Engagement wird im Königlich Thailändischen Armeemuseum in Bangkok thematisiert.

Bundeswehr/Oestereich

Museen und Ausstellungen sind oft Teil eines dienstlichen Besuchs im Ausland, wie etwa in Tunesien und der Ukraine, die 2019 Ziele von Besuchen aus dem ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr waren. Hierbei stand das militärische Museumswesen nicht im Mittelpunkt der jeweiligen Reise. Anders war das in der thailändischen Hauptstadt Bangkok, die im April dieses Jahres von einer kleinen Delegation aus ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und MHMBwMilitärhistorisches Museum der Bundeswehr besucht wurde. Hier gab es einen fachlichen Austausch im königlich-thailändischen Armeemuseum, in der Lehrsammlung der Nachrichtentruppenschule sowie im königlich-thailändischen Luftwaffenmuseum. Wie in der Bundeswehr sind es die Soldatinnen und Soldaten, die die Ausstellungen machen und betreiben – anders als bei uns gibt es weder ein professionelles Leitmuseum noch einen Verbund von musealen Einrichtungen des Militärs.

Militärisches Museumswesen in Thailand

Die Lehrsammlung der Nachrichtentruppenschule ist vergleichbar mit entsprechenden Einrichtungen in der Bundeswehr. Das fachliche Niveau beim Armee- und beim Luftwaffenmuseum entspricht durchaus dem des MHMBwMilitärhistorisches Museum der Bundeswehr – sowohl was die Ausstellungsgestaltung, als auch was den restauratorischen und konservatorischen Umgang mit den Objekten angeht. Und auch die Zielgruppen sind sehr ähnlich: einerseits die eigenen Militärangehörigen, andererseits die zivile Öffentlichkeit. Und obwohl das Armeemuseum eher nahe des Stadtzentrums liegt und das Luftwaffenmuseum etwas außerhalb, zieht letzteres doch wesentlich mehr zivile Gäste an. Und ebenso wie unser MHMBwMilitärhistorisches Museum der Bundeswehr ist das thailändische Luftwaffenmuseum ein Familienmuseum mit einigen Attraktionen für das jüngere Publikum – nicht zuletzt mit seiner Halle mit Spiel- und Simulationsstationen.

Der Gegenbesuch der thailändischen Seite ist ins Auge gefasst und wird voraussichtlich in den nächsten Monaten stattfinden.

Blick in eine Vitrine mit historischen Blankwaffen, Schild und Gemälde

Vitrine mit neuzeitlichen Waffen im Königlich-Thailändischen Armeemuseum

Bundeswehr/Oestereich

Besuch aus Tunesien

Nach zwei Offizieren des senegalesischen militärischen Museumswesens im Jahr 2021 war Anfang Oktober mit einer kleinen Delegation aus Tunesien erneut Besuch aus Afrika am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Das Hauptinteresse gilt stets dem MHMBwMilitärhistorisches Museum der Bundeswehr, doch wird den Gästen immer auch das Sammlungswesen an Dienststellen der Bundeswehr vorgestellt.

Kampfjet im Eingangsbereich des Königlich-Thailändischen Luftwaffenmuseum

Blick in das Foyer des Königlich-Thailändischen Luftwaffenmuseums in Bangkok

Bundeswehr/Oestereich

Das Gesetz zum Schutz von Kulturgut

Die Einrichtungen im Museums- und Sammlungsverbund der Bundeswehr (MSVBw) liegen alle auf Bundesgebiet – noch! Denn es ist absehbar, dass im Zuge von Auslandsstationierungen von Verbänden einmal eine Sammlung im Ausland gegründet wird oder dorthin umzieht. In einem solchen Fall gelten natürlich dieselben Regeln – immerhin handelt es sich ja weiterhin um eine BwBundeswehr-Dienststelle, von der die Sammlung betrieben wird. Ein wesentlicher Unterschied wird dann jedoch bestehen: die Objekte der Sammlung haben ihr Heimatland verlassen – und das geht nicht so ohne weiteres! Hier wäre das Kulturgutschutzgesetz (KGSG) zu beachten. Das sieht vor, dass Kulturgüter nur unter Auflagen ins Ausland verbracht werden dürfen. Und die im MSVBw verwahrten und verwalteten Objekte sind Kulturgut, kein Wehrmaterial.

Die Auflagen sehen vor, dass die Objekte aufgelistet, ihre Verbringung außer Landes beantragt und genehmigt wird, und dass sie nur zeitlich befristet außer Landes bleiben dürfen. Das alles wäre umständlich. Das KGSG zielt vor allem auf die Ausleihe von Objekten ins Ausland. In unserem Fall aber wäre es keine Ausleihe, sondern die Objekte sollten dauerhaft in einer BwBundeswehr-Dienststelle im Ausland ausgestellt werden. 

Das klingt aufwendig. Allerdings bietet sich eine relativ einfache Lösung an. Diese besteht darin, die Objekte, die am Stationierungsort ausgestellt werden sollen, für den betreffenden Zeitraum aus dem Schutz des KGSG zu nehmen. Wie das genau funktioniert und was dabei zu beachten ist, kann beim ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Referat Museums- und Sammlungswesen erfragt werden. Langjährige Erfahrung mit den Bestimmungen des KGSG hat das MHMBwMilitärhistorisches Museum der Bundeswehr. Hier kann bei Bedarf ebenfalls um Rat gefragt werden.

von Dr. Christopher Oestereich

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Interaktive Sammlungslandkarte

Die Museen und historischen Sammlungen der Bundeswehr auf einer Karte.

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