"ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr"

Reichsgründung 1871

Reichsgründung 1871

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Deutschland

Folge 18 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

Wernerprokla

Die Proklamation des Deutschen Reiches im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles stellte den symbolischen Schlusspunkt der Reichsgründung durch drei Kriege (1864, 1866 und 1870/71) dar.

Anton von Werner 1885, Wikipedia gemeinfrei

Nach drei Kriegen, 1864, 1866 und 1870/71, entstand das Deutsche Reich. Der einheitliche Nationalstaat, den viele Menschen seit den Napoleonischen Kriegen herbeigesehnt hatten, war damit Wirklichkeit geworden. Ein Wesensmerkmal dieses Reiches war sein föderativer Charakter. Darin unterschied sich das Deutsche Reich von vielen europäischen Staaten.

Der König von Preußen war ab dem 18. Januar 1871 gleichzeitig Deutscher Kaiser. Dabei war „Deutschland“ eine der späten Nationalstaatsgründungen in Europa. Nach Jahrhunderten unter der Führung der Habsburgermonarchie, fanden sich nun die deutschen Staaten unter Preußens Führung zusammen. Die kriegerische Vorgeschichte und die dominierende Rolle Preußens und seines Militärs im neuen Reich hatten große Bedeutung für Europa. Alles hing davon ab, wie das Reich mit seiner halb-hegemonialen Stellung umgehen würde. Aber auch im Innern musste sich erst noch erweisen, ob es nach der Reichsgründung von oben gelingen würde, die innere Einheit zu schaffen, um das Reich zukunftsfähig für seinen Aufbruch in die Moderne zu machen.

In der 18. Folge der Podcasts des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr spricht Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann mit Prof. Dr. Michael Epkenhans über die Hintergründe der Reichsgründung und ihre Folgen für Deutschland und Europa.

Wernerprokla
In der 18. Folge der Podcasts des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) spricht Kapitän zur See Dr. Jörg Hillmann mit Prof. Dr. Michael Epkenhans über die Hintergründe der Reichsgründung und ihre Folgen für …

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Leseempfehlung

Michael Epkenhans, Die Reichsgründung 1870/71. München (Beck Wissen) 2020, 128 Seiten, ISBN 978-3-406-75032-8, Preis 9,95 €

Zum historischen Bild

Anton von Werner erstellte nach zahlreichen Skizzen in den Jahren 1873 bis 1885 mehrere Versionen seines Großgemäldes von der Proklamation des Deutschen Reiches im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles, vor den Toren von Paris. Das Bild unterstreicht mit Otto von Bismarck im Mittelpunkt, dass dieser mit drei Kriegen – gegen Dänemark 1864, gegen die Habsburger Monarchie und die süddeutschen Staaten 1866 und zuletzt mit zahlreichen deutschen Staaten gegen Frankreich 1870/71 – der wichtigste deutsche politische Akteur gewesen sei. „Mit Blut und Eisen“ hatte er aus mehr als dreißig deutschen Staaten einen Nationalstaat gebildet, und dabei Krieg als politisches Instrument auch gegen vielfältige Widerstände eingesetzt.

Das Bild suggeriert zudem, dass allein Militär und Monarchen diesen Nationalstaat ermöglichten. Von der Zivilbevölkerung ist auf dem Bild nichts zu sehen. Dabei waren links hinter den Fahnen und Standarten wohl auch ein paar Krankenschwestern bei der Veranstaltung anwesend: Das Schloss in Versailles wurde damals als deutsche Lazarett genutzt, zumal der Krieg gegen Frankreich zum Zeitpunkt der Proklamation des Deutschen Reiches noch mehrere Monate dauern sollte, die Besatzung Frankreichs gar bis 1875. Dass schließlich 1919 der Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg in eben diesem Spiegelsaal ausgehandelt und unterzeichnet wurde, hatte die französische Regierung gegenüber ihren Alliierten durchgesetzt – auch als Erinnerung an 1871.

Das einzig überlieferte Originalbild hängt heute in der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh.


von Heiner Möllers  E-Mail schreiben