Militärgeschichte - mehr als "Krach und Bumm"!
Militärgeschichte - mehr als "Krach und Bumm"!
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- Potsdam
Militärgeschichte ist hip! Das beweisen nicht nur unzählige Youtube-Kanäle oder Formate in Fernsehprogrammen, in den ständig der letzte Weltkrieg erzählt, das Schlachtschiff Bismarck versenkt oder Starfighter zum Absturz gebracht werden. Zahlreiche Museen und Historiker präsentieren ihre Exponate, Themen oder neuesten Bücher. Wer etwas zur Militärgeschichte wissen will, wird außerdem fündig auf dem Buchmarkt, der unzählige Publikationen aller Formate anbietet.
Folge 27 von „ZUGEHÖRT! Der Podcast des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ widmet sich deswegen der Frage, was denn nun wirklich Militärgeschichte ist, was sie sein kann und will? Ist es eine Generalstabswissenschaft oder richtet sie sich an alle, die Interesse an Geschichte haben. Muss man eine Uniform tragen, um sie betreiben zu dürfen und zu können? Oder kann das jeder? Oberst Dr. Sven Lange, Kommandeur des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, spricht darüber mit Oberst i.G.im Generalstabsdienst Prof. Dr. Matthias Rogg, einem ausgewiesenen Kenner der Materie.
Weitere Einstiegsmöglichkeiten zur Militärgeschichte
Zum Thema „Militärgeschichte“ bietet das Internet ganz fraglos ein unübersehbares Angebot an. Sie reichen von allerlei militärgeschichtlichen Vereinen und ihren Plattformen über schier unzählbare Literatur bis zu allen erdenklichen Angeboten (Bunkertouren inklusive). Ein paar dieser Informationsmöglichkeiten werden an dieser Stelle beispielhaft genannt:
Der in der Podcastfolge angesprochene Aufsatz von Prof. Dr. Reiner Wohlfei, „Wehr-, Kriegs- oder Militärgeschichte?“ In: Militärgeschichtliche Mitteilungen, Heft 1, 1967, S. 21-30, ist auch über Website der heutigen Militärgeschichtlichen Zeitschrift zu finden. Freilich hat Reiner Wohlfeil neben vielen anderen Historikerinnen und Historikern auch danach wiederholt zur Frage, was denn Militärgeschichte ist oder sein soll, geschrieben. Sein Aufsatz bietet sich dennoch als ein erster Einstieg (neben vielen anderen auch) an und er hat nichts von seiner Aktualität verloren.
Zur besseren Suche im ansonsten vielfältigen Fundus zum Thema bieten wir Ihnen hier die Jubiläumsausgabe der MGZ mit einem Gesamtverzeichnis an, so dass Sie die Volltexte im Internet (als PDF zum Download) einfacher finden können.
Einen schnellen Zugang bieten auch Jörg Echternkamp, Militärgeschichte, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte oder Matthias Rogg, Kompass Militärgeschichte. Ein historischer Überblick für Einsteiger, Freiburg i.Br. 2013
Es ist natürlich nicht nur das heutige ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und vormalige Militärgeschichtliche Forschungsamt, wo militärgeschichtliche Forschung betrieben wird. Insbesondere an den Universitäten – nicht nur in Deutschland, geradezu weltweit – hat sich die historische Subdisziplin ihren Platz erobert. Die Universität Potsdam nimmt mit dem einst von Prof. Dr. Bernhard R. Kroener und seit 2017 von Prof. Dr. Sönke Neitzel vertretenen Lehrstuhl für Militärgeschichte – Kulturgeschichte der Gewalt eine besonders exponierte Position ein: es ist der einzige Lehrstuhl im deutschsprachigen Raum!
Der infolge des nicht nachlassenden Interesses an diesem Thema 1995 in Freiburg gegründete Arbeitskreis Militärgeschichte bietet auf seinem Portal Militärgeschichte ebenfalls viele theamtische Einstiege in die Vielschichtigkeit der Militärgeschichte an, ohne dass er sich auf bestimmte Epochen beschränkt. Gleiches gilt für die aus dem Arbeitskreis heraus entstandene und 1999 von Stig Förster, Bernhard R. Kroener und Gerd Krumeich initiierte Buchreihe Krieg in der Geschichte. Der angesprochene Band „Was ist Militärgeschichte?“ findet sich ebenfalls in dieser Reihe.
Der von Matthias Rogg mitherausgegebene Band „Das ist Militärgeschichte!“ ist auch im Verlag Schoeningh erschienen.
Das im Podcast genannte und erstmalig 1976 erschienene Buch von John Keegan, The Face of Battle: A Study of Agincourt, Waterloo and the Somme, (deutsch: Das Antlitz des Krieges. Die Schlachten von Azincourt 1415, Waterloo 1815 und an der Somme 1916. 2. Auflage. Aus dem Englischen von Hermann Kusterer, Campus Verlag: Frankfurt 2017, ISBN 9783593383248, 422 Seiten, 24,95 €) ist mittlerweile in vielfältigen Auflagen erschienen.
Kurzum: Es scheint in der militärgeschichtlichen Forschung beinahe nichts zu geben, was es nicht gibt. Und diese Wissenschaft ist eben nicht allein Generalstabsoffizieren überlassen.