Leben im Schatten der Bundeswehr-Transkript

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Datum:
Lesedauer:
13 MIN

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Herzlich willkommen zu „Angelesen“, dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Heute stellen wir Ihnen das Buch: „Leben im Schatten der Bundeswehr. Biographie einer Offiziersfamilie“ von Helen Unruh vor. 

„Wenn wir heiraten, musst du Dir darüber klar sein, dass für mich als Offizier zuerst die Armee kommt - und dann erst kommt die Familie!“ Das sagte Jost Unruh zu Beginn seiner Beziehung mit der Autorin. Trotz des anfänglichen Schocks über diese Aussage entschied sich Helen Unruh für die Ehe mit ihm. Insgesamt 30 Jahre lang, von 1969 bis 1999 war sie fortan Offiziersehefrau. In ihrem Buch, dass 2014 über die Self-Publishing Plattform Books on Demand erschien, erinnert sie sich zurück an diese Zeit und gibt dem Leser einen eindrücklichen Einblick, was es für eine Familie heißt, ein Leben zu leben, dass zu einem großen Teil vom Arbeitgeber Bundeswehr bestimmt wird.

Mit der Veröffentlichung ihrer Erfahrungen möchte sie Bundeswehrangehörige und ihre Familien ermutigen, ihre Probleme zu äußern und für bessere Bedingungen zu kämpfen. Den zivilen Lesern eröffnet sie einen Einblick in eine Welt, die ihnen sonst sehr fern ist. Sie betont, dass ihre Geschichte keine rein biographische Erzählung ist, sondern vielmehr stellvertretend das wiederspiegeln soll, was viele Familien erlebt haben und noch immer erleben. Aus diesem Grund sind sowohl der Name der Autorin als auch der Name ihres Mannes Jost und der Kinder Doro und Johannes Pseudonyme. Persönliche Details sind nur dann angegeben, wenn es für die Erzählung zwingend notwendig ist. 

Das Buch teilt sich in mehrere Kapitel, welche nach den verschiedenen Wohnorten der Familie strukturiert sind. Dadurch zeigt sich bereits, welch großen Teil häufige Umzüge in Helen Unruhs Leben eingenommen haben. Insgesamt ist die Familie Unruh im Laufe der Dienstzeit sieben Mal umgezogen. Diese Umzüge fanden sowohl innerhalb von Deutschland als auch vom Inland ins Ausland statt. Den häufigen Wohnortswechsel beschreibt sie, wie auch viele andere Aspekte ihres Lebens, als sehr ambivalent. Auf der einen Seite bot jeder neue Ort neue Chancen, neue Menschen und eine neue Gegend zum Entdecken. Ebenso freute sie sich für ihren Ehemann, der mit jedem Umzug einen weiteren Schritt in seiner Karriere machte.  

Auf der anderen Seite waren Umzüge immer mit Stress verbunden. Dass für sie größte Problem war die ständige Wohnungssuche. Über die Wohnungsfürsorge der Bundeswehr verliert sie dabei kein gutes Wort. Von der versprochenen Unterstützung spürte sie kaum etwas, stattdessen war sie konfrontiert mit Gleichgültigkeit ihrer Situation gegenüber. Daher suchte die Familie meist ohne Unterstützung auf dem freien Wohnungsmarkt. Besondere Herausforderung dabei war, dass der Umzug meist sehr kurzfristig oder zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgen musste. In der Folge war es oft nicht möglich, eine passende Unterkunft für die Familie zu finden. Stattdessen mussten sie eine Vielzahl von Kompromissen eingehen, weshalb ihre Wohnorte sehr unterschiedlich waren. Das zeigte sich in der Größe, dem Zustand und der Ausstattung der verschiedenen Wohnungen und Häuser.  Sie mussten immer wieder improvisieren, wenn es um die Einrichtung ging. War es einmal nicht möglich, alles aus der vorherigen Unterkunft mitzunehmen, verursachte die Einlagerung zusätzliche Kosten und war sehr nervenaufreibend. Auch waren die verschiedenen Orte in Bezug auf die Lebenshaltungskosten sehr unterschiedlich. Insbesondere ärgerte sie sich über den Umzug von einem kleinen Ort in Hessen ins deutlich teurere Heidelberg. Die dadurch gestiegenen Kosten wurden von der Bundeswehr kaum aufgefangen. Zweimal wohnte die Familie auch in Unterkünften, die von der Bundeswehr zur Verfügung gestellt wurden. Diese waren jedoch in keinem guten Zustand.

Sie ärgerte sich besonders über diese Umstände, da sie einen angenehmen Wohnraum immer als wichtige Voraussetzung empfand, um sich an einem Ort einzugewöhnen. Durch die schwierige Wohnungssituation wurde der sowieso schon anstrengende Prozess der Umgewöhnung zusätzlich erschwert. 

 

Zudem bemängelt sie, dass ein Großteil der benötigten Organisation an ihr als Ehefrau des versetzten Offiziers hängenblieb, da er selbst es durch seinen zeitintensiven Dienst nicht leisten konnte. Es ist jedoch weniger der Aufwand an sich, an dem sich die Autorin störte, sondern vielmehr ihr Eindruck, dass es von der Bundeswehr wie selbstverständlich erwartet wurde und sie keine Anerkennung dafür bekam.

Sie reflektiert auch, wie ihre beiden Kinder die häufigen Umzüge empfanden. Die ältere Tochter Doro konnte sich immer sehr gut an die neuen Umstände gewöhnen und es fiel ihr leicht, neue soziale Kontakte zu knüpfen. Ihrem jüngeren Sohn Johannes dagegen bereiteten die Umzüge mehr Schwierigkeiten, welche auch durch gesundheitliche Probleme verstärkt wurden. 

Für beide Kinder war das größte Problem beim Umzug jedoch nicht der neue Wohnort oder die neuen Menschen, sondern der Schulstoff. In den insgesamt vier Bundesländern waren sie jedes Mal mit einem neuen Lehrplan konfrontiert. Um die dadurch entstandenen Lücken auszugleichen, war Nachhilfe notwendig. Die Kosten dafür wurden zwar übernommen, psychische Folgen, wie starker Druck und fehlende Freizeit, konnte die Bundeswehr so allerdings nicht ausgleichen. Der häufige Wechsel zwischen den Bundesländern und damit auch zwischen den Lehrplänen war ein Grund, weshalb sich ihre Tochter dazu entschloss, ihre letzten Schuljahre in einem Internat zu verbringen. Für die Autorin als Mutter war es besonders belastend, dass sie ihren Kindern nicht das Leben bieten konnte, welches sie optimal in Ihrer Entwicklung gefördert hätte. Insbesondere ihrem Sohn hätte ein beständigeres Leben wohl einige Probleme erspart. 

Im Laufe ihrer Erzählung wird deutlich, dass es für die Familie sehr wichtig war, sich zuhause zu fühlen. Daher hatten sie auch das Bedürfnis nach einem Ort, den sie als ihre Heimat bezeichnen konnten, auch wenn ihr Wohnsitz gerade anderswo lag.  Also entschloss sich das Ehepaar, auch mit Blick auf die Zeit nach seiner Pensionierung, ein Haus zu kaufen. Ein Schritt, der nach Erfahrung der Autorin für Offiziersfamilien sehr ungewöhnlich ist. Dieses Haus befindet sich in Sendenhorst einem kleinen Dorf in Nordrhein-Westfalen. Anfangs lebten sie nur in Sendenhorst, da das Dorf nah am Dienstort des Mannes lag. Mit der Zeit fühlten sie sich dort sehr wohl und hatten ein gutes Umfeld an Freunden und Bekannten, wodurch der Wunsch entstand, hier ein Haus zu kaufen.

Dieser Kauf bedeutete, dass sie zukünftig neben den Mietkosten für ihren aktuellen Wohnort zusätzlich noch den Kredit vom Haus abbezahlen mussten. Das stellte sie nicht selten vor finanzielle Herausforderungen. Machbar war es nur dadurch, dass Helen Unruh an jedem Wohnort ebenfalls arbeitete. Diese Arbeit musste sie dann in einen Alltag integrieren, welcher mit Muttersein, Haushalt und den Tätigkeiten als Offiziersehefrau eigentlich bereits ausgelastet war. 

Die Möglichkeiten für eine eigene Karriere als Offiziersehefrau beschreibt sie eher ernüchtert. Häufige Ortswechsel erschwerten eine berufliche Ausbildung und machten sie für Arbeitgeber unattraktiv. Das ihr dennoch eine Karriere gelang, die sie bis zur Promotion führte, verdankte sie der bestmöglichen Unterstützung ihrer Familie und auch einigen günstigen Zufällen. 

Die Familie verbrachte auch mehrere Jahre im Ausland als Jost Unruh zweimal im NATO-Hauptquartier in Brüssel eingesetzt war. Ein solcher Auslandsaufenthalt war sehr aufregend für die ganze Familie und besonders vorteilhaft, da der Mann dort mehr Gehalt bekam. Die Stationierung an einem NATO-Standort bedeutete auch, dass ihr Umfeld nun deutlich internationaler wurde. So konnte die Familie zahlreiche spannende neue Bekanntschaften schließen und andere Kulturen kennenlernen, was für alle sehr bereichernd war. Gleichzeitig bedeutete ein Umzug ins Ausland auch neue Herausforderungen. Die größte Belastung am Leben im Ausland war für die Autorin die medizinische Versorgung. Dies lag vor allem an einem fremden Gesundheitssystem und Kommunikationsproblemen durch die fremde Sprache.

 

Spannend ist auch, wie die Autorin das Verhältnis von Zivilgesellschaft und Bundeswehrfamilien beschreibt. Unter ihren zahlreichen Wohnorten gab es solche, wo in der Umgebung fast ausschließlich Bundeswehrangehörige mit ihren Familien lebten aber auch solche, wo sie die einzige Offiziersfamilie im gesamten Dorf waren. Am liebsten waren ihr die Orte, wo beide Gruppen gemeinsam lebten und alle von dem Austausch miteinander profitierten. 

Von Seiten der Zivilbevölkerung erlebte sie sowohl Neugierde als auch Unverständnis für ihr von Umbrüchen geprägtes Leben. Andere Bundeswehrfamilien hatten durch ähnliche Erfahrungen mehr Verständnis. 

Der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung unter den Offiziersfamilien werden von der Autorin immer wieder als sehr positiv hervorgehoben. Die Präsenz vieler Bundeswehrfamilien bedeutete auch, dass es ein großes Netz an Menschen gab, auf die sie sich verlassen konnte. Hilfreich war dies insbesondere bei der Kinderbetreuung oder zum gegenseitigen Austausch. Je mehr Bundeswehrfamilien an einem Ort versammelt waren, desto reger war auch das gesellschaftliche Leben, bestehend aus offiziellen und inoffiziellen Veranstaltungen. 

Immer wieder thematisiert sie in ihrem Buch die Vielzahl an Aufgaben, die als Offiziersehefrau scheinbar selbstverständlich von ihr erwartet wurden. Sie war Begleitung ihres Mannes bei zahlreichen offiziellen Veranstaltungen der Bundeswehr. Zusätzlich zu den offiziellen Veranstaltungen gab es auch noch viele informelle Zusammenkünfte und Feste wie Dinner-Abende, Hochzeiten oder Geburtstage, bei denen ihr kommen als Ehepaar ebenfalls erwartet wurde. Dies bedeutete für sie einen enormen Zeitaufwand und war zusätzlich oft mit Kosten versehen, für welche die Bundeswehr ihrer Meinung nach nicht genug aufkam. Dazu zählten Eintrittskarten, Gastgeschenke, Garderobe oder die Kosten für einen Babysitter. Gleichzeitig betont sie immer wieder, dass diese Treffen auch sehr bereichernd waren. Dadurch konnte die Familie sich an den verschiedenen Wohnorten ein Netzwerk an Freunden und Bekannten aufbauen, die ihnen dann in allen Lebenslagen unterstützend zur Seite standen. Das Ehepaar war nicht nur Gast bei diesen Treffen, immer wieder wurde auch erwartet, dass sie selbst Gastgeber waren. Wie auch bei den Umzügen, blieb es hier an der Ehefrau hängen, solche Zusammenkünfte zu organisieren, ohne dafür entschädigt zu werden. 

Zusätzlich gab es einen eigenen Kreis aus Offiziersehefrauen. Sie unternahmen gemeinsam Ausflüge, machten Sport und konnten sich so von der Abwesenheit ihrer Ehemänner ablenken. Je höher der Dienstgrad ihres Mannes wurde, desto mehr wurde auch von ihr eine Führungsrolle in diesen Frauenkreisen erwartet. 

Dass die ständige Abwesenheit eines Familienmitglieds Teil des Lebens in einer Offiziersfamilie ist, vermittelt schon das Cover des Buches. Darauf zu sehen ist die Silhouette einer Frau. An ihrer Hand hält sie ein Kind, welches ein weiteres Kind an der Hand hält. Der leicht nach oben gestreckte Arm des zweiten Kindes suggeriert, dass auch dieses von einem Erwachsenen an der Hand gehalten wird. Dieser zweite Erwachsene, der die Familie zu vervollständigen scheint, ist nicht mehr zu sehen. Die Autorin selbst empfand die häufige Trennung von ihrem Mann jedoch als keinen großen Belastungsfaktor. Ihre Aufgaben zuhause boten ihr immer genügend Beschäftigung während der Trennung und sie konnte sich umso mehr auf die gemeinsame Zeit nach seiner Rückkehr freuen. 

Wie ihre Kinder mit der häufigen Abwesenheit des Vaters zurechtkamen, wird in dem Buch kaum thematisiert.

Obwohl sie stets versuchte es zu ermöglichen, mit der Familie an einem Ort zu leben, war es durch ihre eigene Karriere zeitweise nicht möglich. In den letzten Berufsjahren ihres Mannes begann Helen Unruh ein Studium und darauf ausbauend eine universitäre Karriere. Dabei war sie zeitweise an einen Wohnort gebunden, sodass sie während ihrer Beziehung insgesamt sieben Jahre lang eine Wochenendehe führten. In dieser Zeit wohnte die Frau die meiste Zeit in dem gekauften Haus, während ihr Mann sich an seinem jeweilige Dienstort eine Wohnung mietete. 

Helen Unruh thematisiert auch, dass es nicht selbstverständlich war, diese Trennungszeiten gut zu überstehen. Auch in ihrem Umfeld hat sie erlebt, dass viele Beziehungen und Ehen durch die Abwesenheit einer Partei belastet wurden oder daran zerbrochen sind. Ihrer Erfahrung nach waren es besonders sehr junge Frauen ohne Kinder, die Probleme mit der Abwesenheit ihres Mannes hatten. 

In einem eigenen Kapitel beschreibt sie das Leben nach der Pensionierung ihres Mannes. Jost Unruh nahm mehrere Aufträge für das OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa wahr, was es wieder notwendig machte, längere Zeit im Ausland zu wohnen. Daher lebte das Ehepaar auch nach dem Ende seiner Dienstzeit bei der Bundeswehr noch zeitweise räumlich getrennt. 

Ihre Kinder ergriffen beide beständigere Berufe und gründeten eigene Familien.  Der Sohn absolvierte noch den verlängerten Wehrdienst, entscheid sich dann aber für eine Karriere abseits der Bundeswehr. Grund für diese Entscheidung waren auch die Erfahrungen in seiner Kindheit und Jugend, welche er seiner eigenen Familie nicht zumuten wollte. 

Rückblickend kommt Helen Unruh zu dem Schluss, dass die Aussage ihres Mannes vor Beginn der Ehe, dass die Armee vor der Familie kommt, tatsächlich gestimmt hat. Sie erkennt an, dass ihr Leben in dieser Form notwendig war für seine Kariere, worin sie ihn auch gerne unterstützt hat. In dem Buch beschreibt sie sehr einleuchtend, wie nah Freude und Leid in einem Leben mit einem Bundeswehrangehörigen beieinander liegen. Denn einerseits war ihr Leben immer eingeschränkt durch die Bundeswehr, anderseits hatte sie dadurch Möglichkeiten, die ohne den Job ihres Mannes nicht möglich gewesen wären. Dennoch betont sie, dass ein solches Leben sicherlich nicht für jeden so erfüllend wäre wie für sie. 

Das letzte Kapitel ihres Buches beinhaltet Reflektionen über die Situation von Bundeswehrfamilien zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches, welcher 15 Jahre nach dem Dienstende ihres Mannes liegt. Während einige Aspekte ihrer Erlebnisse zwischen 1969 und 1999 gleichgeblieben sind, hat sich vieles verändert. Letzteres trifft insbesondere auf das Aufgabengebiet der Bundeswehr zu. Die Einsätze, in denen sich die Soldaten heute befinden, sind sowohl für das physische als auch für das psychische Wohlergehen gefährlicher geworden. Dies belastet auch die Familien während der Abwesenheit und auch nach der Rückkehr ist nicht sichergestellt, dass kein Trauma zurückbleiben.  Zur Dienstzeit von Jost Unruh war es stets möglich, als Familie an den Dienstort des Offiziers zu ziehen. Anders ist es heute bei Einsätzen in Kriegsgebieten. Die Familien müssen in Deutschland bleiben, was zwangsläufig zu noch längeren Trennungszeiten führt. Doch auch unabhängig von Einsätzen in Kriegsgebieten entscheiden sich immer mehr Ehepaare dazu, eine Wochenendehe zu führen, anstatt mehrfach mit der gesamten Familie umzuziehen. Das liegt insbesondere daran, dass Frauen heutzutage emanzipierter sind als früher. Das betrifft die eigene Karriere aber zum Beispiel auch die Erziehung der Kinder, an die es heute andere Ansprüche gibt. 

Solche Wochenendehen beurteilt Helen Unruh als sehr kritisch. Ihrer Meinung nach ist ein stabiles Familienleben für die gute Leistung des Soldaten maßgeblich mitverantwortlich. Zudem befürchtet sie, dass Dienstorte ohne zivile Familien zu Orten ohne gesellschaftliches Leben verkümmern. Dieses bereichert jedoch den Alltag des Soldaten und unterstützt die Stabilität in einer Beziehung. Gibt es kein ziviles Leben am Standort mehr, werden diese auch für die Familien unattraktiv und begünstigen so weitere Wochenendehen. 

Die Autorin zeigt auf, dass auch die Bundeswehr diese neue Situation und ihre Probleme erkannt hat, jedoch ihrer Meinung nach nicht genug tut, um diese zu bewältigen. Als positiv bewertet sie, dass inzwischen erkannt wurde, dass viele Aufgaben nicht wie selbstverständlich von der Frau übernommen werden können. Das zeigt sich zum Beispiel an den ausgebauten Angeboten an Beratungs- und Unterstützungsstellen. Eine rein quantitative Erhöhung reicht jedoch nicht, auch eine entsprechende Qualität muss sichergestellt sein. Wenn die Bundeswehrangehörigen schlechte Erfahrungen mit diesen Angeboten machen, wie zum Beispiel Helen Unruh mit der Wohnungsfürsorge, werden diese auch weniger in Anspruch genommen, wodurch die Bundeswehr einen entscheidenden Kontakt zu den Bedürfnissen der Soldaten und ihren Familien verliert.

Dass die Bundeswehr optimale Bedingungen für ihre Angestellten und auch deren Familien schafft ist jedoch dringend erforderlich, vor allem, weil sie als Arbeitgeber inzwischen in direkter Konkurrenz zur freien Wirtschaft steht. Abseits von der Bundeswehr finden sich häufig bessere Arbeitsbedingungen, was auf lange Zeit zum Problem werden wird. 

Zur Lösung der Probleme schlägt die Autorin unter anderem vor, bei Armeen im Ausland zu schauen, wie dort mit den Umständen des Soldatentums umgegangen wird, um so eine passende Lösung für Deutschland zu finden. 

Das war „Angelesen“ das Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Heute zum Buch: „Leben im Schatten der Bundeswehr. Biographie einer Offiziersfamilie“.

von Ina Derboven

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