Der Siebenjährige Krieg - Transkript

Der Siebenjährige Krieg - Transkript

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Herzlich Willkommen zu Angelesen., dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Heute stellen wir das Buch Der Siebenjährige Krieg 1756 – 1763 vor. Es wurde von Gerhard P. Groß geschrieben und erschien 2023 im Reclam-Verlag in der Reihe Kriege der Moderne. Der Siebenjährige Krieg, der zwischen 1756 und 1763 wütete, wird auch als erster Weltkrieg bezeichnet. Diese Alternativbezeichnung hat sich zwar nicht durchgesetzt, verdeutlicht aber seinen globalen Charakter. Aus deutscher Sicht war der Siebenjährige Krieg ein Konflikt zwischen Preußen und Österreich, in den auch Sachsen und weitere deutsche Länder verwickelt waren. Er wird auch dritter Schlesischer Krieg genannt und reiht sich damit ein in eine Abfolge preußischer Angriffskriege. An deren Ende stand der Aufstieg Preußens zur Großmacht. Aus britischer und französischer Sicht ging es um die Vorherrschaft in den Kolonien, speziell in Nordamerika. Damit kämpften die beiden Großmächte um nicht weniger als die Hegemonialstellung auf der Welt. Gerhard P. Groß lässt seine Erzählung um den Siebenjährigen Krieg so auch in Nordamerika beginnen. Niemand Geringeres als George Washington führte 1754 als Oberstleutnant der Miliz von Virginia eine Mission im Ohiobecken durch. An einer Flussgabelung sollte er ein Fort errichten, um das weitere Vordringen der Franzosen ins Landesinnere zu verhindern. Allerdings kamen ihm die Franzosen zuvor. Washington ließ an einer anderen Stelle ein Fort bauen. Schon bald kam es zu Kämpfen. Als Indigene, die mit den Briten verbündet waren, französische Gefangene ermordeten, sandten die Franzosen Verstärkungen und überrannten das britische Fort. Washington wurde jedoch freier Abzug gewährt. Für die Franzosen bedeutete das Massaker an ihren Leuten einen Grund zur Eskalation, für die Briten war es die schmachvolle Niederlage. Sowohl in Versailles als auch in London standen die Zeichen also auf Krieg. So nimmt es nicht wunder, dass Friedrich II. 1757 schrieb: „Jedermann weiß, dass die Wirren, die Europa aufwühlen, ihren Anfang in Amerika genommen haben (…).“ Vermutlich nicht ganz ohne Hintergedanken schob Friedrich hier die Verantwortung für den Kriegsausbruch dem englisch-französischen Konflikt zu. Jedoch schwelte auch der Konflikt in Europa schon länger. 1740 starb Kaiser Karl VI. ohne männlichen Erben. Der gerade König gewordene Friedrich II. von Preußen berief sich auf zweifelhafte Erbansprüche und marschierte in die österreichische Provinz Schlesien ein, die er sich wegen ihres Reichtums einverleiben wollte. Damit begann der Erste Schlesische Krieg, der nach nur zwei Jahren zugunsten Preußens beendet wurde. Die Österreicher unter Maria Theresia sahen sich im Österreichischen Erbfolgekrieg mit sehr viel mehr Rivalen als nur Preußen konfrontiert. Allen voran war es das bourbonische Frankreich, das mit Österreich konkurrierte. Nach einer Verschnaufpause von zwei Jahren und um seine Position gegenüber Österreich zu stärken, trat Preußen 1744 erneut der antiösterreichischen Allianz bei. Damit begann der Zweite Schlesische Krieg, an dessen Ende Österreich 1748 erneut auf Schlesien verzichtete. Auch Frankreich und England hatten sich im Zuge des Österreichischen Erbfolgekriegs gegenseitig bekämpft. Der nun geschlossene Frieden von Aachen war ein Frieden auf Zeit. Weder konnten der preußisch-österreichische noch der englisch-französische Dualismus gelöst werden. Im Grunde waren alle Unterzeichner des Friedens von Aachen unzufrieden. Außer Preußen – ihm war es gelungen, den Österreichern Schlesien abzunehmen und damit gewissermaßen ungeschoren davon zu kommen. Da Krieg im 18. Jahrhundert grundsätzlich als legitimes Mittel der Interessendurchsetzung galt, war ein starkes Militär unerlässlich. Dies hatte auch Friedrichs Vater, der Soldatenkönig, erkannt. Er baute eine schlagkräftige Armee auf, die er als Garant für Preußens Souveränität verstand und seinem Sohn 1740 vermachte. Die Stärke der preußischen Armee war verhältnismäßig groß: Bei einer kleinen Bevölkerung von gerade einmal 2,2 Millionen Menschen verfügte Preußen über ein 83.000 Mann starkes, stehendes Heer und damit die viertgrößte Armee Europas. Bei der Bevölkerungszahl belegte Preußen lediglich Platz 13 in Europa. In Österreich war die Situation eine andere: Maria Theresia erbte Staatsschulden und eine durch Zweifrontenkriege geschwächte, marode Armee. Bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges hatte Österreich seine Armee grundlegend reformiert und brauchte den Konflikt mit Preußen zumindest nicht mehr fürchten. Die preußische Armee galt aber weiterhin als eine der am bestausgebildeten jener Zeit. Ihre Soldaten konnten die umständlich zu bedienenden Vorderlader-Gewehre bis zu drei Mal pro Minuten abfeuern. In anderen Armeen war es üblich, nur zwei Mal pro Minute zu feuern. Hinzu kam, dass drei Reihen Infanterie, die Haupt-Waffengattung der Zeit, hintereinander aufgestellt wurden. Mithin wurde also neun Mal pro Minute eine Salve abgefeuert. Und das auch in der Bewegung. Die zugrundeliegende Taktik nennt man Lineartaktik. Das bedeutet, dass sich die gegnerischen Armeen jeweils in einer langen Linie aus Schützen gegenüberstanden. Die Soldaten standen dabei dicht gedrängt nebeneinander. Diese aus heutiger Sicht unsinnige und selbstmörderische Aufstellung war damals durch die Waffentechnik vorgegeben: Schusswaffen jener Zeit hatten eine geringe Kadenz, eine geringe Reichwiete und waren sehr unpräzise. Die Kampfentfernung lag meist unter hundert Metern. Dementsprechend standen große Truppenkörper einander gegenüber und beschossen sich. Frontalangriffe führten meist zu hohen personellen Verlusten. Der Schwachpunkt jeder Linie waren die Flanken. So versuchte insbesondere Preußen mit der schiefen Schlachtordnung den Frontalangriff zu vermeiden. Die Idee war, mit einer schiefen statt einer geraden Linie gegen die gegnerische Linie vorzurücken und somit als erstes auf die gegnerische Flanke zu treffen. Dazu musste natürlich vorher aufgeklärt werden, welcher feindliche Flügel der schwächere war, um nicht in ein gegnerisches Bollwerk hineinzustürmen. Disziplin und Koordination waren ausschlaggebend für den Erfolg. Und diese konnten nur durch gut ausgebildete Soldaten gewährleistet werden. Hohe personelle Verluste waren wegen des großen Aufwandes der Ausbildung schwer zu ersetzen. Daher war die Schonung der eigenen Truppe im Siebenjährigen Krieg wichtiger als die Vernichtung des Gegners. Oder besser gesagt: Sie hätte es sein müssen. Alle beteiligten Mächte rüsteten ab 1748 für den nächsten Waffengang. Dabei veränderten sich die Bündniskonstellationen: Preußens Politik war kurz vor Kriegsausbruch gescheitert und führte zum Bündnis zwischen Frankreich und Österreich, was jahrhundertelang als unmöglich galt. Diese ungewöhnliche Allianz wurde ergänzt durch das russische Zarenreich. Preußen hingegen verbündete sich mit Großbritannien. In der Konvention von Westminster schlossen beide Mächte ein Defensivbündnis, das eigentlich die Wogen glätten und den Frieden in Europa sichern sollte. Diese Absicht scheiterte. Nach der Eroberung des damals britischen Menorcas durch die Franzosen erklärten die Briten Frankreich am 18. Mai 1756 den Krieg. Friedrichs Reaktion auf den offenen Ausbruch des Krieges bestand in einer Flucht nach vorn. Er hielt einen Konflikt mit Österreich, Frankreich und Russland für unausweichlich. Daher marschierten preußische Truppen am 29. August 1756 in Sachsen ein. Man wollte sich die Ressourcen des reichen Landes für den weiteren Kriegsverlauf sichern und einem sächsischen Kriegseintritt auf Seite der Gegner zuvorkommen. Preußens Strategie bestand darin, einen schnellen Schlag gegen das Herz der gegnerischen Koalition, nämlich Österreich, zu führen, wodurch diese zerbrechen sollte. Sachsen fiel kampflos an Preußen und Ende September überschritt die preußische Armee die Grenze nach Böhmen. Am 01. Oktober 1756 kam es bei Lobositz an der Elbe zur ersten Landschlacht des Siebenjährigen Krieges in Europa. Die Preußen behaupteten zwar das Schlachtfeld, eine totale Niederlage Österreichs blieb jedoch aus. Bei Jahresende war die Bilanz aus preußischer Sicht gemischt: Einerseits war Sachsen besetzt und seine Armee ausgeschaltet, andererseits wurde Österreich nicht geschlagen und die antipreußische Allianz formierte sich erst durch Friedrichs Präventivkrieg vollständig. Wien hingegen war zufrieden. Seine Armee hatte sich bewährt und Frankreich stand fest seiner Seite. Allerdings begingen die Franzosen einen schweren Fehler: Sie mussten sich entscheiden, ob sie den Schwerpunkt ihrer Kriegsanstrengungen auf den überseeischen oder auf den kontinentaleuropäischen Kriegsschauplatz richten wollten. Für beides fehlten Frankreich die Ressourcen. Da man sich in Versailles nicht festlegen wollte, blieben beide Schauplätze unterversorgt. Dies begünstigte Preußen, da sein Gegner Frankreich nicht mit voller Kraft kämpfte. Ende 1756 bezogen die Preußen ihre Winterquartiere. Das Jahr 1757 begann schlecht für Friedrich II.: Die Russen traten nun offiziell der antipreußischen Allianz bei und versprachen 80.000 Mann. Rein rechnerisch hatte Preußen gegen die Allianz aus Österreich, Frankreich und Russland keine Chance. Daher suchte Friedrich sein Heil erneut in der Flucht nach vorn und versuchte, den Krieg durch eine erfolgreiche Offensive rasch zu beenden. Im April 1757 marschierten die Preußen tiefer nach Böhmen ein. Bei Prag schlugen sie die Österreicher unter hohen eigenen Verlusten. Das erhoffte Verhandlungsangebot der Österreicher blieb aber aus. Preußen konnte den Krieg erneut nicht schnell gewinnen. Die preußische Armee wurde wieder aus Böhmen herausgedrängt, wich nach Sachsen aus und hatte bei dem erfolglosen Feldzug ein Drittel ihres Personals eingebüßt. Danach häuften sich die Hiobsbotschaften für Friedrich II.: Die Russen nahmen die Grenzfestung Memel ein und stießen mit 100.000 Mann weiter nach Westen vor. Die Franzosen besiegten die Truppen des Kurfürstentums Hannover und seiner Verbündeten bei Hastenbeck. Sie besetzten Hannover und hatten ihr wichtigstes Kriegsziel auf dem Kontinent erreicht. Dennoch marschierten sie mit weiteren Kontingenten in Richtung Magdeburg, um sich mit schwedischen Truppen zu vereinen, die ebenfalls gegen Preußen kämpften. In Schlesien wiederum eilte der österreichische Befehlshaber Daun von Sieg zu Sieg. In dieser prekären Lage entschied sich Friedrich, auf der inneren Linie einen Gegner nach dem anderen zu schlagen. Zunächst besiegte Preußen die Franzosen bei Roßbach. Dies war vor allem ein politisch wichtiger Sieg: Er bewies den Briten den Wert der Preußen als Verbündete und stärkte die Allianz der beiden Mächte. In den folgenden Jahren waren es nicht zuletzt die englischen Subsidienzahlungen, die Preußen im Krieg hielten. Friedrich wandte sich nun wieder nach Osten in Richtung Schlesien, um dort den Hauptgegner Österreich anzugreifen. Während die Preußen in Eilmärschen verlegten, hatten die Österreicher Schweidnitz eingenommen und dabei zahlreiches Kriegsgerät und eine Kriegskasse erbeutet. Kurz darauf nahmen sie Breslau ein, als Friedrich mit seiner Armee das nahe gelegene Parchwitz erreichte. Der österreichische Befehlshaber Karl von Lothringen, der Schwager Maria Theresias, verließ seine vorteilhafte Stellung in Breslau. Er beabsichtigte, die Preußen mit einer siegreichen Feldschlacht endgültig aus Schlesien zu vertreiben. Die Österreicher bezogen westlich von Leuthen eine etwa acht Kilometer breite Stellung. Friedrich hatte das Gelände erkundet und kannte es von vorigen Übungen. Er plante, die Österreicher mit einem Täuschungsangriff und einem darauffolgenden Schwerpunktangriff unter Einsatz der schiefen Schlachtordnung zu schlagen. Sein Ziel war die österreichische linke Flanke. Der Scheinangriff begann am 05. Dezember 1757 morgens. Karl von Lothringen beobachtete, wie Friedrichs Truppen gegen seinen rechten Flügel mit klingendem Spiel aufmarschierten. Er verstärkte diesen unter Einsatz der Reserve. Nachdem sich der erste Pulverdampf legte, marschierten die Preußen nach Süden ab. Diese Bewegung hatte Friedrich geplant. Karl von Lothringen ging aber aufgrund seiner numerischen Überlegenheit und der vorteilhaften Position seiner Kräfte davon aus, die Preußen brächen die Schlacht ab. Friedrichs List hatte funktioniert. Die Preußen schwenkten scharf nach Süden und stellten sich in schiefer Schlachtordnung neu auf. Das bedeutete, dass das jeweils folgende Bataillon erst marschierte, wenn das vorige 50 Meter vorgerückt war. Damit entstand eine schiefe Linie, die nicht dem kompletten feindlichen Feuer ausgesetzt war. In schiefer Schlachtordnung rückten die preußischen Verbände vor und drangen in den Ort ein. Die Gegenangriffe der österreichischen Kavallerie wurden abgewehrt. Ziethen schaffte es sogar, die österreichischen Reiter in deren eigene Infanterielinie zu treiben. Damit war das Chaos auf Seiten der Österreicher perfekt. Der folgende preußische Bajonettangriff entschied die Schlacht endgültig zu Gunsten Friedrichs II. Die Schlacht von Leuthen ist eine der bekanntesten des Siebenjährigen Krieges. Sie stellte den Höhepunkt der schiefen Schlachtordnung dar. Zugleich war Leuthen aber auch schon ihr Abgesang. Nie wieder ließen es Preußens Gegner im weiteren Kriegsverlauf zu, dass Friedrich sie derart schlagen konnte. Das Jahr 1757 endete aus preußischer Sicht durchaus vielversprechend. Völlig überraschend starteten die Russen 1758 eine Winteroffensive. Fast ohne Gegenwehr nahmen sie Ostpreußen ein, rückten jedoch nicht weiter vor. Friedrich entscheid sich gegen die Befreiung Ostpreußens und begann erneut eine Offensive gegen Österreich, diesmal nicht in Böhmen, sondern in Mähren. Sein Ziel war es, die Vereinigung der russischen und österreichischen Kräfte zu verhindern. Graf von Daun gelang es, Friedrichs Offensive durch geschicktes Manövrieren und Guerillataktiken zum Erliegen zu bringen. Einer Feldschlacht stellte er sich aber nicht. Daher wandten sich die Preußen nun doch nach Norden und schlugen die Russen in der äußerst blutigen Schlacht bei Zorndorf. Die Österreicher unter Daun verfolgten die Preußen nur langsam. Absprachen zwischen Russen und Österreichern existierten nicht. Hier zeigt sich ein großes Manko der Koalitionskriegführung zwischen Russland und Österreich: Es mangelte an Kommunikation, gemeinsamem Vorgehen und gegenseitigem Vertrauen. Dies waren Probleme, die die Verbündeten bis Kriegsende nicht überwanden. So war Preußen Ende 1758 nicht geschlagen, sondern hatte vielmehr seinen Herrschaftsraum behauptet. Das Jahr 1759 brachte bereits die strategische Vorentscheidung im Siebenjährigen Krieg: Frankreich war gegenüber den Briten massiv ins Hintertreffen geraten. Seine Flotte war praktisch vernichtet und sowohl in Nordamerika als auch in Indien waren die Briten auf dem Vormarsch. Dies alles nützte Preußen nicht direkt. Seine Lage verschlechterte sich zunächst sogar massiv: Bei Kunersdorf setzte Friedrich erneut alles auf eine Karte, ging in die Offensive, griff seine Gegner an und erlitt die größte Niederlage des Kriegs. Angeblich trug er sich danach sogar mit Suizidgedanken, weil er den Krieg verloren glaubte. Diese Einschätzung war auch grundsätzlich korrekt. Allerdings war das Misstrauen zwischen Österreichern und Russen weiterhin so groß, dass ein gemeinsames Vorgehen nicht stattfand. Zwar plünderten leichte russische Truppen Schloss Charlottenburg, ein weiterer Vormarsch fand aber nicht statt. Österreicher und Russen bezogen in Schlesien Winterquartier. Friedrich war – zu Recht – fassungslos in Anbetracht der Untätigkeit seiner Gegner. Er bezeichnete diese Situation – also sein Überleben und das seiner Herrschaft – als Mirakel des Hauses Brandenburg. In den folgenden beiden Kriegsjahren kämpfte Preußen weiter um sein Überleben. Bei Torgau kam es Ende 1760 erneut zu einer Schlacht gegen die Österreicher, die Preußens Niederlage beinahe besiegelt hätte. Beide Seiten wussten, dass es eine Entscheidungsschlacht war und kämpften verbissen. Während der österreichische Oberbefehlshaber bereits eine Siegesdepesche an Maria Theresia schicken ließ, wendete der preußische Reitergeneral Ziethen im letzten Moment die Schlacht. Wieder einmal war Preußen erneut nicht entscheidend geschlagen. Im Jahr 1761 allerdings nahmen die Russen Kolberg ein und konnten somit das erste Mal in Pommern überwintern. Die Verbündeten rückten auch in Sachsen weiter vor und Friedrichs Machtbasis schrumpfte. Zudem stellte Großbritannien Ende 1761 die Subsidienzahlungen an Preußen ein. Damit ging Preußen die Durchhaltefähigkeit verloren. Ende des Jahres 1761 gestand Friedrich II. sich ein, dass der Krieg verloren war. Allerdings änderte sich die Situation Anfang 1762 schlagartig und grundlegend. Die Zarin Elisabeth starb Anfang Januar und ihr Neffe Peter III. bestieg den Thron. Er war glühender Verehrer und Bewunderer Friedrichs. So kam es zum Frieden von Sankt Petersburg. Russland schied aus dem Krieg aus, Schweden folgte kurz darauf. Hinzu kam, dass Ende 1762 Schlesien wieder unter preußischer Kontrolle war. Die Österreicher hielten hingegen Sachsen. Am 24. November 1762 vereinbarten Preußen und Österreich einen Waffenstillstand. Am 10. Februar 1763 beendeten Großbritannien und Frankreich sowie ihre jeweiligen Verbündeten mit dem Frieden von Paris den Krieg. Mit dem Frieden von Hubertusburg endete am 15. Februar 1763 der Krieg zwischen Preußen einerseits und Österreich und Sachsen andererseits. Dabei verzichtete Sachsen auf Schadenersatz und Österreich erkannte den preußischen Besitzstand an. Preußen war damit zur fünften europäischen Großmacht neben Österreich, Russland, Frankreich und Russland aufgestiegen. Verschiedene Faktoren verhinderten im Siebenjährigen Krieg Preußens Niederlage. Zunächst sind die Subisidenzahlungen aus Großbritannien zu nennen, weiterhin die unkoordinierte Koalitionskriegführung Russlands und Österreichs, die einen Sieg mehrfach verschenkte. Außerdem kamen begünstigende Umstände hinzu, z.B. der Tod der russischen Zarin. Man könnte versucht sein, Friedrichs Überleben und das Preußens allein auf Glück, Zufall und die Inkompetenz der anderen zu schieben. Friedrich war allerdings auch ein begabter Feldherr und ein geschickter Stratege. Seine Entschlossenheit und seine Fähigkeit zum Takt des Urteils dürfen nicht unterschätzt werden. Preußen hielt seinen zahlenmäßig weit überlegenen Gegnern jahrelang stand. Dieses Durchhaltevermögen in einem Ermattungskrieg, der mehr als einmal verloren schien, war entscheidend und verhinderte die Niederlage. Darüber hinaus führte es sogar zum Aufstieg Preußens zur fünften europäischen Großmacht. Das war Angelesen, das Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, heute zum Buch: Der Siebenjährige Krieg 1756 – 1763 von Gerhard P. Groß.

von Martin Schulz

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