Die Tagung „Gender and Violence in Colonial Wars, Colonial Rule and Anti-colonial Liberation Struggles“ des Forschungsverbundes „Militär, Krieg und Gender/Diversität“ (MKGD) findet in Zusammenarbeit mit dem ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr am 30. und 31. Januar 2025 in Potsdam statt.

Ein männlicher Soldat aus Süd-Vietnam bildet Frauen im Fallschirmpacken aus

Vietnamkrieg: Ausbildung im Fallschirmpacken des 90. Aerial Equipment Depot in Saigon.

U.S. National Archives and Records Administration

Die extreme Gewalt in Kolonialkriegen und antikolonialen Befreiungskriegen sowie die strukturelle und tatsächliche Gewaltpraxis unter Kolonialherrschaft haben in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend internationale wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten. Allerdings ist die Geschlechterdimension des Themas noch wenig erforscht, obwohl die bisherige geschlechterhistorische Forschung zu Kolonialkonflikten zeigt, dass Gender sowohl als methodischer Ansatz als auch als Forschungsgegenstand von erheblicher Bedeutung ist.

Gewaltpraktiken und Gewalterfahrungen

Intersektional konstruierte Geschlechterbilder im Zusammenhang mit sozialen, ethnischen und rassischen Unterschieden prägten und legitimierten die Handlungsräume von Männern und Frauen in den gewalttätigen Interaktionen kolonialer Konflikte. Sie beeinflussten maßgeblich die Gewaltpraktiken der kolonialen Invasoren und die Gewalterfahrungen der kolonisierten Bevölkerung. Beispielsweise wurden einheimische Frauen in den Kolonien besonders Opfer sexueller Gewalt in ihren verschiedenen Formen, von Zwangsprostitution und Zwangskonkubinat bis hin zu Vergewaltigung. Einheimische Männer wurden von den Kolonialmächten zur Zwangsarbeit gezwungen und als Kolonialsoldaten rekrutiert.

Vergleichende Untersuchung der vielfältigen Gewaltinteraktionen 

In Kolonialkriegen und antikolonialen Befreiungskriegen, insbesondere in Form von Guerillakriegen, wurde die im internationalen Kriegsrecht vorgesehene Unterscheidung zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung – zumindest theoretisch – meist vollständig aufgehoben. Sie wurden schon früh als „totale“ Kriege mit systematischer Massengewalt gegen die gesamte zu kolonisierende Bevölkerung geführt. Sowohl die Kolonialtruppen als auch die Streitkräfte antikolonialer Befreiungsbewegungen waren bei ihren Feldzügen auf die Unterstützung und Dienste der Zivilbevölkerung, darunter auch Frauen, angewiesen. Nach siegreichen kolonialen Eroberungen setzte sich die Gewalt in der Herrschaft über die indigene Bevölkerung in vielerlei Hinsicht fort. Sowohl Männer als auch Frauen in den imperialen Metropolen unterstützten die kriegerische Politik der kolonialen Eroberung auf geschlechtsspezifische Weise. Auch an den Aufständen und Befreiungskriegen gegen die koloniale Unterdrückung waren beide Geschlechter auf unterschiedliche Weise aktiv beteiligt.

Ziel der ersten Thementagung des neu gegründeten MKGD-Forschungsnetzwerks ist die vergleichende Untersuchung der vielfältigen Gewaltinteraktionen in Kolonialkriegen, Kolonialherrschaft und antikolonialen Befreiungskämpfen mit dem Schwerpunkt „Gender“. Dabei wollen wir sowohl frühneuzeitliche als auch moderne Kolonialkonflikte bis zum Ende des Kalten Krieges betrachten und daher sowohl kontextualisierte Fallstudien als auch diachrone und synchrone Vergleiche einbeziehen.

Programm

Donnerstag, 30.01.2025AblaufBemerkungen
09:00 - 09:30

Registration Teilnehmende und Willkommenskaffee

Tagungsgebühr einsammeln

Haus 12, Kreuzgang/SemR
09:30 - 10:00

Begrüßung

Prof. Dr. Dr. Alaric Searle, Kdr ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr i. V., Potsdam,

Prof. Dr. Karen Hagemann und Prof. Dr. Tanja Bührer, 

Forschungsverbund MKGD

 

 

Haus 12, HMWS

10:00 - 12:00

Panel I: Gender in Early Modern Colonialism

  • Detecting Sexual and Sexualized Violence in the Dutch Colonial Cape 

    Dr. Eva Maria Lehner, Bonn

  • The Construction of Colonial Masculinities and Agency in 17th Century Siberia 

M.A.Master of Arts Chechesh Kudachinova, Berlin

  • Studying Masculinities, Violence and Colonial Rule in the 18 th Century French Caribbean: Sources and Approaches

Dr. Marion Philip und M.A.Master of Arts Elodie Bascoul, Genf

Moderation: Prof. Dr. Isabelle Deflers, München 

Haus 12, HMWS
12:00 - 13:00Mittagspause (Verpflegung: Brötchen, Obst)Haus 12, SemR
13:00 - 14:45

Panel II: Women in the Imperial and (Anti)Colonial Project

  • Enslaved and Free Women of African Descent in the Ten Years’ War in Cuba (1868-1878)

M.A.Master of Arts Carla Andreas Bauzá, Barcelona

  • More than just Kulturträgerin: The Role of German Women Settlers in the Colonial Violence in German South-West Africa (1884-1915)

M.A.Master of Arts Kirsty Campbell, München

  • Reformer or Perpetrator of Gender Crimes? British Colonial Rule in India and the Woman

Dr. Swati Guha, Kolkata

Moderation: Prof. Dr. Tanja Bührer, Salzburg   

Haus 12, HMWS
14.45 – 15:15Kaffeepause Haus 12, SemR

 

 

 

15:15 - 17:30

Panel III: Men in the Imperial and (Anti)Colonial Project

  • Martial Violence, ‘Caring’ Violence: Colonial Masculinities in the Mounted Police of German South West Africa, 1905-1915
    Prof. Dr. Marie Muschalek, Basel
  • Race and Soldiering Masculinities in Dutch in Modern Colonial Wars in Indonesia
    Prof. Dr. Susie Protschky, Amsterdam
  • Sexuality and Sexual Violence in Imperial Ethnographic Collecting: The Case of German Anthropologist 
    Wilhelm Joest Carl Deußen, Amsterdam
  • Soldier-Photographers’ Images of Violence during the Algerian War through the Lens of Military Masculinities 
    Dr. Rachel McElroy White, Groningen

Moderation: Oberstleutnant Dr. Christian Stachelbeck, Potsdam

Haus 12, HMWS
17:30 - 18:00Kaffeepause Haus 12, SemR
18:00 - 19:30

Keynote und Diskussion

Gender in Anticolonial Conflicts: The Example of the Algerian War 

Prof. Dr. Natalya Benkhaled-Vince, Oxford

Moderation: Prof. Dr. Karen Hagemann, Chapel Hill

Haus 12, HMWS
19:30Ende Tagung Tag 1 
20:00Gemeinsames AbendessenKongresshotel Potsdam (fakultativ, Selbstzahler)
   
Freitag, 31.01.2025AblaufBemerkungen
09:30 - 11:30

Panel IV: Gender, Violence, and Resistance against Colonial Rule I

  • Gender, War and Violence – Revisiting the Maji Maji War in German East Africa 1905-1908
    Dr. Michael Rösser, Bamberg
  • Bengali Women Activists in Revolutionary Nationalism (1930s): Practices and Narratives 
    M.A.Master of Arts Maria Tumiotto, Manchester
  • Women as Anticolonial Freedom Fighters in Algeria, 1940s-1960s
    M.A.Master of Arts Paula Dahl, Hamburg

Moderation: Oberstleutnant Dr. Friederike Hartung, Potsdam

Haus 12, HMWS
11:30 - 12:30Mittagspause (Verpflegung: Brötchen, Obst)Haus 12, SemR
12:30 - 14:30

Panel V: Gender, Violence, and Resistance against Colonial Rule II

  • The Dutch Military Leadership’s Approach to Intimate Encounters and Sexual Violence by Dutch Soldiers during the Indonesian War of Independence (1945-1949)
    M.A.Master of Arts Jonathan Verwey, Leiden
  • Insurgent Masculinities and the Return of Anti-Colonial Mau Mau Fighters in Kenya since 1956
    Dr. Niels Boender, Edinburgh
  • Struggle, Resistance and Guerrilla: The case of East Timor under Indonesian Neo-colonial Rule in a Gender Perspective (1975-1999)
    Dr. Sandra Lourenço, Lissabon

Moderation: Dr. Frank Reichherzer, Potsdam

Haus 12, HMWS
14:30 - 14:45Kaffeepause Haus 12, SemR
14:45 - 16:30

Panel VI: Recollecting and Presenting Colonial Rule and Anticolonial Resistance 

  • Gender, Imperial Violence and Family Memory in Private Photo Albums of the Philippine-American War (1809-1902)

PDPrivatdozent Dr. Sylvan Niedermeier, Erfurt

  • The Testimony of Maria III: Sexual Violence and the Archival Grain, German South West Africa, 1906 

Dr. Claudia Siebrecht, Brighton

  • Women in German Southwest Africa: The Theme of Violence against Women in Historical Novels and Films

Dr. Carmen Letz, Limoges

Moderation: PDPrivatdozent Dr. Anke Fischer-Kattner, München

 

 

 

 

Haus 12, HMWS

 

16:30 - 16:45Kaffeepause Haus 12, SemR
16:45 - 17:45

Abschlussdiskussion

Kommentare:

  • Prof. Dr. Birthe Kundrus, Hamburg
  • Prof. Dr. Dr. Alaric Searle, Potsdam

Moderation: Prof. Dr. Karen Hagemann, Chapel Hill

Haus 12, HMWS
17:45Ende Tagung Tag 2 
18:00 - 19:30Versammlung des Forschungsverbunds Militär, Krieg und Geschlecht/Diversität (MKGD)Haus 12, HMWS
20:00Gemeinsames Abendessen Trattoria Toscana (fakultativ, Selbstzahler)

 

Konferenzsprache

Die Konferenzsprache ist Englisch. Das ausführliche Programm finden Sie unter https://mkgd.hypotheses.org/current-workshop

Im Rahmen der Konferenz findet zudem am Freitag, den 31. Januar 2025, von 18:00 bis 19:30 Uhr das erste Treffen des Forschungsnetzwerks MKGD statt. Hier werden die bisherige Entwicklung und zukünftige Perspektiven des Netzwerks diskutiert.

Anmeldung

Die Anmeldungsmöglichkeit für Teilnehmerinnen und Teilnehmern besteht nur noch für Medienvertretende.

Medienvertretende

Major Michael Gutzeit

Leiter der Informationsarbeit
Telefon: 0331 9714 400

ZMSBwPressestelle@bundeswehr.org

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Veranstaltungsort